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Das Konzert »Les Murs meurent aussi« steht nicht mehr zur Verfügung.

Werkinformationen

François Sarhan: Les Murs meurent aussi

Als der Krieg zwischen der Ukraine und Russland (Invasion oder Sondereinsatz) begann, dachte ich zum ersten Mal, dass es für mich wichtig ist, reagieren zu können, Zeugnis abzulegen. Nicht, dass Künstler die Macht hätten (und ist es der Kunst eigen?), die Welt zu verändern, aber es ist auch entmutigend, nicht in der Lage zu sein, eine Verbindung zu einem Ereignis herzustellen, das so nah an uns geschieht.

 

Es stellte sich bald heraus, dass eine Konfrontation mit Zeugnissen über diesen Konflikt nicht möglich war: Die Situation war (und ist) zu heikel und wirft endlose Debatten auf. Ich habe dann das zentrale Thema überdacht, um es für die allgemeinere Frage zu öffnen: Wie wirken sich politische oder wirtschaftliche Veränderungen von Grenzen auf unser Leben aus? Ob es sich nun um physische Grenzen (Mauern, Kontrollpunkte, Minen) oder um politische und symbolische Grenzen (Grenzen, Pässe) handelt, die Gewalt ist nie weit entfernt. Wir haben dann eine Reihe von ECHTEN Geschichten und Ereignissen gesammelt: Die Musiker von Lucilin erzählten mir einige echte Geschichten aus ihrem persönlichen Leben oder von Verwandten; wir haben Dokumente über einen Mann in Sibirien gefunden, der 3.000 km nach Moskau gelaufen ist, um Putin zu exorzieren; wir haben herausgefunden, dass sich Gruppen von selbsternannten »Hexen« regelmäßig treffen, um Rituale durchzuführen, die dem Handeln von Putin helfen sollen, ich habe herausgefunden (dank eines Vortrags von Žižek), dass die amerikanische Armee sehr besorgt ist über die Bodenverschmutzung, die durch die Kugeln verursacht wird, und deshalb biologisch abbaubare Kugeln entwickelt, ich habe herausgefunden, dass man Überwachungssysteme und Waffen, die auf YouTube unter dem Namen MUSIC beworben werden, frei kaufen kann, und vieles mehr, das in der Show keinen Platz gefunden hat. All dies ist für jeden zugänglich, der es sehen möchte.

 

Les murs meurent aussi präsentiert also AUSSCHLIESSLICH real existierende Geräte und Phänomene, allerdings nicht im Stil einer dokumentarischen Theatershow, also nicht unbedingt realistisch.

Diese Diskrepanz mag Zweifel hervorrufen oder zum Schmunzeln anregen, sollte uns aber nicht die Brutalität, die sie beinhaltet, und die Zahl der Todesfälle, die sie mit sich bringt, aus den Augen verlieren lassen.

(François Sarhan)

Zu sehen ist ein Portrait des Kopmoonisten François Sarhan.
Zu sehen ist ein Portrait des Kopmoonisten François Sarhan.
Biographie

François Sarhan

François Sarhan (*1972) studierte Komposition in Paris. Der französische Komponist, Autor, Bildende Künstler und Filmregisseur ist auch Regisseur seines eigenen Musiktheaters sowie multimedialer Arbeiten, in denen er regelmäßig auch selbst auftritt. Mit dem südafrikanischen Künstler William Kentridge arbeitete er für Telegrams from the Nose zusammen, das über 30 mal auf großen Festivals und Veranstaltungen in ganz Europa gezeigt wurde.

Sarhan unterrichtete am IRCAM Paris und der Marc-Bloch-Universität in Straßburg. Ausstellungen seiner visuellen Arbeiten (Videos, Collagen und Kunstbücher) wurden unter anderem in Johannesburg, Paris, Prag und Gent gezeigt. Er interessiert sich für die Interpretation und die Verbreitung von Wissen, z. B. in seiner Buchreihe »Encyclopaedia«, in der er das Wissen der Universitäten parodiert.

Er arbeitet mit gefundenen Objekten (öffentliche Dokumente, gesprochene Stimme, Collagen) in einem Ansatz, der Collage, Improvisation, automatisches Schreiben und Kritik in theoretischer oder kommunikativer Weise miteinander verbindet.

Seit 2024 lehrt er an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz. François Sarhan lebt in Berlin.

Zu sehen ist ein Portrait des Kopmoonisten François Sarhan.
Zu sehen ist ein Portrait des Kopmoonisten François Sarhan.
François Sarhan
© Claudia Klein
Zu sehen ist ein Portrait des Kopmoonisten François Sarhan.
Zu sehen ist ein Portrait des Kopmoonisten François Sarhan.
Biographie

United Instruments of Lucilin

Das Ensemble für zeitgenössische Musik United Instruments of Lucilin wurde 1999 von einer Gruppe leidenschaftlicher und engagierter Musiker gegründet und ist das einzige luxemburgische Kammermusikensemble, das sich auf zeitgenössische Musik spezialisiert hat. United Instruments of Lucilin widmet sich ausschließlich der Förderung und Auftragsvergabe von Werken des 20. und 21. Jahrhunderts und ist heute weltweit für seine herausragenden Programme bekannt.

 

In rund 40 Konzerten pro Jahr präsentiert Lucilin ein breites Spektrum an musikalischen Veranstaltungen, das von „traditionellen“ Konzerten über Musiktheaterproduktionen, Kinderprojekte und Improvisationssitzungen bis hin zu Diskussionen mit Komponisten reicht. United Instruments of Lucilin arbeitet im Bereich zeitgenössischer Opern- und Musiktheaterprojekte eng mit dem Grand Théâtre de Luxembourg zusammen und hat u.a. Toshio Hosokawas Monodrama The Raven mit Charlotte Hellekant, Philippe Manourys „Denkspiel“ Kein Licht in der Inszenierung von Nicolas Stemann und kürzlich Adam Maors Oper The Sleeping Thousand, die beim Festival d’Aix-en-Provence (Frankreich) uraufgeführt wurde, uraufgeführt.

 

United Instruments of Lucilin organisiert jedes Jahr zusammen mit neimënster und dem rainy days festival (Philharmonie Luxembourg) die Luxembourg Composition Academy, die einzige Kompositionsmeisterklasse in Luxemburg, und lädt acht junge Komponisten ein, an einem brandneuen Stück zu arbeiten.

 

Im Laufe der Jahre hat United Instruments of Lucilin ein stetig wachsendes, begeistertes Publikum erreicht und innovative musikalische Ausdrucksformen gefördert, wie z. B. Black Mirror, ein immersives Erlebnis, das in einem verlassenen Hotel stattfindet, das bei Alexander Schubert in Auftrag gegeben und 2016 im Rahmen des Festivals rainy days der Philharmonie Luxembourg, einem weiteren wichtigen Partner des Ensembles, uraufgeführt wurde. Im Mai 2022 brachte das Ensemble Sleep Laboratory, Alexander Schuberts letztes immersives Projekt mit VR, beim Achtbrücken-Festival in Köln zur Uraufführung.

 

In letzter Zeit hat United Instruments of Lucilin Werke bei James Dillon, Fatima Fonte, Giulia Lorusso, Philippe Manoury, Sonja Mutić, François Sarhan, Igor Silva und Stefan Prins in Auftrag gegeben.

Zu sehen ist das Ensemble United Instruments of Lucilin. Die acht Musiker*innen sind um ein schwarzes Sofa herum verteilt.
Zu sehen ist das Ensemble United Instruments of Lucilin. Die acht Musiker*innen sind um ein schwarzes Sofa herum verteilt.
United Instruments of Lucilin
© Alfonso Salgueiro Lora
Zu sehen ist das Ensemble United Instruments of Lucilin. Die acht Musiker*innen sind um ein schwarzes Sofa herum verteilt.
Zu sehen ist das Ensemble United Instruments of Lucilin. Die acht Musiker*innen sind um ein schwarzes Sofa herum verteilt.
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